katzenkundig

Abstammung und Herkunft

Wie kommt eine Hauskatze zu all ihren faszinierenden Eigenschaften? Wer sind ihre Vorfahren? Was hat sie von ihnen geerbt und was unterscheidet sie von ihren Ahnen?

Falbkatze

Verhalten entsteht auf der Grundlage von Erfahrungen. Diese stammen aus der Stammesgeschichte, d.h. der "Entstehung" der Felidae (Katzenartigen) und letztendlich der Hauskatze, und der Individualentwicklung, d.h. der "Entstehung" jeder individuellen Katze (vom Embryo bis zum Erwachsenen). Das heißt, in jeder Katze stecken Teile eines ursprünglichen Raubtiers und Teile einer umsorgten Schmusekatze.

Stammesgeschichte

Alle Eigenschaften einer Tierart, inklusive ihrer Verhaltensweisen, sind das Ergebnis eines über Generationen laufenden Anpassungsprozesses, der Evolution. Dieses genetische Wissen hat sich im Laufe der natürlichen Selektion als sinnvoll erwiesen, hat zum Überleben seiner Träger beigetragen und dazu, sich fortzupflanzen. Diese Informationen sind in den Genen jedes Individuums als angeborenes Verhalten fixiert und werden als Artgedächtnis vererbt. Bei Hauskatzen betrifft das zumindest Teile aus jedem Funktionskreis, etwa dem typischen Beutefangverhalten, dem Putz- und Schlafverhalten und der Kommunikation. Aber auch das Lernverhalten wird durch angeborene Eigenschaften, so genannte artspezifische Lerndispositionen, beeinflusst. Wir finden bei unseren Hauskatzen also noch viele Verhaltensweisen ihrer Vorfahren.

Die Vorfahren

Genetische Untersuchungen von Katzen mehrerer Rassen, rasseloser Hauskatzen (dem "Landadel") und mehrerer Wildkatzenarten zeigten, dass alle domestizierten Katzen von Falbkatzen abstammen, die schon vor 100.000 Jahren im Vorderen Orient lebten. Andere Arten, etwa die auch in Deutschland lebende Europäische Wildkatze, haben sich nur in wenigen Ausnahmefällen mit Hauskatzen verpaart und keine nennenswerten Spuren hinterlassen.

Die Hauskatzenvorfahren profitierten von den vielen Mäusen, die vor etwa 10.000 Jahren von Vorräten der Menschen im so genannten Fruchtbaren Halbmond (Winterregengebiet im Norden der Arabischen Halbinsel) angezogen wurden. In Menschennähe lebte es sich bequemer, die Katzen mussten nicht mehr weit umherziehen, um eine Tagesration an kleinen Nagern zu erbeuten. Und ihre Nachkommen mussten keine eigenen Territorien erobern, weil genug Nahrung für eine Großfamilie vorhanden war. Die Menschen erkannten den Vorteil, den die kleinen Räuber ihnen brachten, indem v.a. mehr und sauberes Korn übrig blieb, und unterstützten sie. Wahrscheinlich wurden die Katzen gefüttert, wenn die Kornkammern und Mäuselager leer waren. Wahrscheinlich wurden aber auch junge Katzen gefangen und von Hand aufgezogen, was schon damals auch mit anderen Wildtieren üblich war. Falbkatzen werden im Unterschied zu den meisten anderen Wildkatzen eher zahm und bleiben in der Nähe, wenn man sie nach einer Eingewöhnung frei lässt. 

Die Domestikation

Die in Menschennähe lebenden Falbkatzen kamen im Laufe der Domestikation, der Haustierwerdung, immer enger mit Menschen zusammen. Sie wurden zutraulicher und arrangierten sich auch mit ihren Artgenossen, denen sie nun häufiger begegneten. Im Gegensatz zu anderen Haustieren wählten sie ihre Paarungspartner selbst und behielten ihre Unabhängigkeit, die für das erwünschte Jagdverhalten nötig ist; auch Hauskatzen gehen alleine auf die Jagd. Dadurch haben sie sich im Laufe der wenigen Tausend Jahre, die sie nun mit Menschen zusammenleben, nur wenig verändert. Deshalb sehen manche Wissenschaftler Hauskatzen nicht als Haustiere, die üblicherweise gezielt gezüchtet werden, um gewünschte Merkmale wie Felllänge, Milchmenge oder Zahmheit zu beeinflussen.

Es entstand eine größere Vielfalt an Fellfarben, -mustern und auch -längen, aber im Gegensatz zum Hund kaum Änderungen ihrer Morphologie, z.B. Größe und Form. Es gibt einige Unterschiede in Verdauungstrakt und Gehirn, etwa in Bezug auf die Verwertung von Nährstoffen, v.a. aber auf Stressempfinden und Lernverhalten. Im Vergleich zur Falbkatze tendieren Hauskatzen mehr zur Geselligkeit mit Menschen, Katzen und anderen Tieren, jedoch nur bei entsprechenden positiven Erfahrungen in ihrer frühen Jugend (Individualentwicklung).

Hauskatzen sind neben dem Frettchen die einzigen Haustiere, die von Einzelgängern abstammen.

Wegen dieser Unterschiede betrachtet man Hauskatzen in Deutschland als spezielle „Form“ ihrer wilden Vorfahren (im englischsprachigen Raum gelten sie als eigene Tierart), allerdings ist der Zeitpunkt der Haustierwerdung immer noch unklar.

Neben der Verehrung als gottgleiche Wesen sahen viele Ägypter ihre Katzen wahrscheinlich v.a. als Familienmitglieder, die zum Picknick an den Nil mitgenommen wurden und nach deren Tod sich die Menschen als Zeichen der Trauer die Augenbrauen abrasierten, wie auch bei verstorbenen Angehörigen.

Ausbreitung

Im Alten Ägypten wurden Katzen seit spätestens 2-3000 v.Chr. als Boten der Fruchtbarkeitsgöttin Bastet verehrt, aber um die Zeitenwende auch gezüchtet und sogar geopfert. Außerhalb der rituellen Opferungen wurde das Töten einer Katze mit der Todesstrafe geahndet. Obwohl auch ihre Ausfuhr aus Ägypten strikt verboten war, wurden sie von seefahrenden Händlern schon vor der Zeitenwende entführt, auf deren Schiffen sie Handelsgüter vor hungrigen Nagern schützten, und als Exoten an reiche Kunden im Mittelmeerraum verkauft.

Nach der Eroberung Ägyptens durch die Römer 31 v.Chr. kamen viele Katzen ins gesamte Römische Reich und damit auch nach Deutschland, wenn auch einige Hundert Jahre lang nur bis zum Limes, d.h. ins linksrheinische Gebiet. Im 10. Jahrhundert n.Chr. hatten die Hauskatzen weitgehend das gesamte Europa und Teile Asiens "erobert". Im 11. Jahrhundert waren sie schon so häufig, dass Wikinger, Engländer und Franzosen die Felle von Hauskatzen zu Kleidungsstücken verarbeiteten und ihr Fleisch in Spanien und Frankreich gegessen wurde.

Als vom 15. bis 18. Jhd. die Schifffahrt aufblühte, nahm man Hauskatzen mit zur See – wieder, um die Schiffsvorräte vor gefräßigen Nagern zu schützen. An Häfen und bei Zwischenstopps an Inseln kamen immer wieder einige von ihnen freiwillig oder unfreiwillig an Land und wurden zu Gründern neuer Katzenpopulationen. Heute sind sie bis auf die Polregionen weltweit verbreitet. Sie werden als Nutztiere, Familienmitglieder oder Statussymbole geschätzt, oder als verwilderte Katzen geduldet oder gehasst und verfolgt.

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