Katzenpsychologie, Katzenverhaltensberatung, Katzenverhaltenstherapie
Katzenpsychologen und -verhaltensberater unterstützen Katzenhalter bei Verhaltensproblemen ihrer Haustiere, sowie Tierärzte und Tierschutzorganisationen, denen sie auch bei der Vermittlung in optimale Haushalte zur Seite stehen. Als Katzenverhaltenstherapeuten leiten sie Menschen bei der Therapie verhaltensauffälliger Katzen an.
Voraussetzungen für diese Arbeit sind umfassendes Fachwissen, gute Beobachtungsgabe und ausgeprägtes Einfühlungsvermögen – sowohl für Katzen als auch Menschen.
Zur fundierten verhaltensbiologischen Ausbildung gehören Kenntnisse der allgemeinen Ethologie, d.h. der vergleichenden Verhaltensforschung, sowie der Verhaltensökologie, die die biologische Bedeutung von Verhaltensanpassungen analysiert.
Anatomisches und physiologisches Fachwissen dient dem Tierpsychologen, um angepasstes Verhalten von pathologischem differenzieren und die Notwendigkeit einer tiermedizinischen Untersuchung erkennen zu können. Denn einige Verhaltensauffälligkeiten können Symptome organischer Erkrankungen sein und bedürfen einer sofortigen veterinärmedizinischen Behandlung, oder diese ergänzt die Verhaltenstherapie. Kenntnisse des Tierschutzgesetzes sowie weiterer rechtlicher Aspekte der Katzenhaltung gehören ebenfalls zum Repertoir eines Katzenpsychologen.
Weitere spezifische Kenntnisse beinhalten etwa Herkunft, Domestikation und Ontogenese der Katze, die den Rahmen ihrer artspezifischen, natürlichen Verhaltensweisen bilden, etwa dem angeborenen Beutefang- und Territorialverhalten.
Die Funktionen der Sinnesorgane unterscheiden sich teilweise drastisch von denen der Menschen und damit auch die Wahrnehmung ihrer Umwelt. Dieses Wissen hilft auch bei der Analyse von Verhaltensauffälligkeiten, indem auslösende Reize spezifiziert werden können.
Grundlage für die Kommunikation, sowohl innerartlich als auch artübergreifend zwischen Katze und Mensch oder auch Katze und Hund, ist ihr komplexes Ausdrucksverhalten. Dabei spielt die für Menschen wichtige Vokalisation bei Katzen eine weniger bedeutende Rolle als ihre vielschichtige Körpersprache, Gestik wie Mimik, und das Markierverhalten in Form von Kratz-, Gesichts- und Allomarkieren sowie Harnmarkieren. Die Einflussnahme von Menschen auf die Katze sind weiterer Bestandteil der Kommunikation und geht u.a. bei der Analyse sowie in Form von Empfehlungen zum Umgang inklusive Körpersprache des Menschen in die Therapie ein.
Der Katzenpsychologe muss also intensiv mit den Anforderungen an die Haltung von Katzen vertraut sein, die ihren Bedürfnissen nach Ruhe und Schutz, aber auch Erkundung und Jagd sowie Fressen, Trinken und Elimination gerecht werden müssen. Ebenso muss das individuelle Bedürfnis jeder Katze nach Sozialpartnern analysiert werden, v.a. in Bezug auf ihre vorhandene soziale Umwelt. Gegebenenfalls wird der Katzenpsychologe Änderungen im Lebensraum der Katze empfehlen, die Einrichtung von Verstecken und Beobachtungsplätzen, geeigneten Fress-, Trink- und Katzentoiletten sowie Beschäftigungsmöglichkeiten und Spielen, die zur Bereicherung ihrer Umwelt und zum Ausleben ihres physiologischen Verhaltens beitragen.
Zu den wichtigen Informationen über die Lebensverhältnisse der Katze gehören neben Größe, Struktur und Einrichtung des Lebensraums auch eine gründliche Analyse der Mensch–Katze- und Katze–Mensch-Beziehungen, die grundsätzlich individuell gestaltet sind. Von größter Bedeutung sind hier sämtliche Interaktionen, besonders Initiator, Dauer und Abbruch der Interaktionen, aber auch Meideverhalten und der jeweilige Kontext.
Die notwendigen, meist umfangreichen Informationen erhält der Katzenpsychologe im Rahmen eines Hausbesuchs oder – v.a. bei scheuen Katzen – telefonisch und gegebenenfalls ergänzt durch Videoaufzeichnungen.
Durch Kenntnisse der Lernbiologie ist der Katzenpsychologe letztendlich in der Lage, Verhaltensänderungen und -anpassungen zu verstehen. Dazu zählen auch die prägenden Früherfahrungen, hauptsächlich die Sozialisation, die einen wesentlichen Einfluss auf die spätere Verträglichkeit mit Artgenossen, Menschen und anderen potenziellen Sozialpartnern ausübt. Lernprozesse wie etwa Habituation sowie klassische und operante Konditionierung bilden außerdem die Basis verhaltenstherapeutischer Maßnahmen, z.B. Desensibilisierung und Gegenkonditionierung, und gehören als solche zum Rüstzeug jedes Tierpsychologen.
Nie darf er jedoch die ausgeprägte Individualität der Katze vergessen. Pauschaltherapien sind selten hilfreich, da jede Verhaltensauffälligkeit mehrere Ursachen haben und jede Maßnahme bei verschiedenen Katzen höchst unterschiedliche Wirkung zeigen kann, im Einzelfall sogar tageszeit- oder situationsabhängig schwankt. Die Anamnese muss also stets gründlich durchgeführt, die Therapieempfehlungen individuell an Katze, Halter und Umfeld angepasst und deren Umsetzbarkeit mit dem Halter besprochen werden. Dabei sind positive Einflussnahmen, etwa Training eines Alternativverhaltens, den negativen, z.B. Bestrafung des unerwünschten Verhaltens, möglichst vorzuziehen.
Der Katzenpsychologe gibt niemals Heilversprechen ab, jedoch u.U. Prognosen. Deren Genauigkeit bzw. Verlässlichkeit sind jedoch in hohem Maß von den der Beratung zugrunde liegenden Informationen sowie der Ausführung der empfohlenen Maßnahmen abhängig. In den meisten Fällen empfehlen sich Folge- bzw. Nachbesprechungen zur Überprüfung des Therapieerfolges.
Das Berufsbild des Katzenpsychologen bzw. -verhaltenstherapeuten beinhaltet nicht zuletzt die Bereitschaft, sich ständig weiterzubilden und neue Erkenntnisse in seine Tätigkeiten einfließen zu lassen.
Sie interessieren sich für eine Beratung oder Verhaltenstherapie Ihrer Katze? Oder möchten gerne selbst eine katzenpsychologische Ausbildung absolvieren? Ich liefere Ihnen gerne Informationen.