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Spionspiegel in der Verhaltenstherapie von Katzen

Katzenfreundschaften sind nicht immer einfach. Das gilt v.a. für stressanfällige Kandidaten und besonders, wenn aus Freunden plötzlich erbitterte Feinde geworden sind. Ein neues, katzenkundiges Tool, der Einweg- oder Spionspiegel, hilft bei der entspannten (Wieder-) Zusammenführung.

Spion- oder Einwegspiegel in der Katzenverhaltenstherapie

Gesellige Einzelgänger mit labilen Beziehungen

Hauskatzen kommen besser miteinander aus als ihre Vorfahren. Sie sind allerdings erst seit wenigen tausend Jahren Haustiere und damit in der Lage, dauerhafte und gute Katze–Katze-Beziehungen einzugehen. Ihr Sozialverhalten steckt immer noch in den Kinderschuhen, v.a. das innerartliche. Ja, es gibt sie, die echten Katzenfreundschaften! Aber es gibt auch erklärte "Eremiten", die nur Menschen und vielleicht noch Hunde mögen. Und es gibt sehr viele, die neuen Katzen-Mitbewohnern erst einmal misstrauisch gegenübertreten, Stress empfinden und freundlichen Kontakt lange ablehnen. Freundschaft mit ihresgleichen zu schließen, fällt Katzen selten leicht.

Problematisch sind auch Parteien, die durch ein Schockerlebnis ein Posttraumatisches Stresssyndrom entwickelt und ein schlimmes Ereignis mit der Mitbewohnerin verknüpft haben. Manchmal so fest, dass anschließend schon deren Anblick Furcht und/oder einen Angriff auslöst. Leider sind solche Fälle nicht selten und alle Beteiligten leiden unter der plötzlichen Feindschaft und der nötigen räumlichen Trennung der ehemaligen Freunde.

Positive Erlebnisse im richtigen Moment und ein gutes Management – wann, wo und wie – helfen Katzen dabei, sich eine positive Meinung über die jeweils andere zu bilden.

Bekannte Therapiemöglichkeiten

Es gibt mehrere Wege, Katzen erstmals oder wieder zusammenzuführen. Ein hilfreiches Tool ist die Gittertür, durch die man sich sehen, hören und riechen, aber nicht angreifen kann. Im günstigsten Fall gewöhnen sich beide dadurch aneinander und kommen, wenn man sie nach einigen Tagen zusammenlässt, recht bald und gut miteinander klar. Bei schwierigen Kandidaten, die sich beim Blick durchs Gitter schlecht entspannen können, hilft die Unterstützung einer Katzenverhaltensberaterin mit ihrem Wissen über Mimik und Körpersprache von Katzen und positiven Therapiemethoden.

Bisherige Grenzen der Therapie

Allerdings kann man Katzen nicht zu ihrem Glück bzw. zur Therapiesitzung zwingen oder sie ist mit großem Stress verbunden. Wenn die Abneigung einer Katze gegen die andere sehr tief sitzt, kommt sie nicht freiwillig in deren Blickfeld. Aber ohne Sichtkontakt führt keine der verhaltenstherapeutischen Methoden zum Ziel. Oder eine der Katzen droht doch einmal deutlich durchs Gitter, es gibt einen Rückschlag und man kann wieder von vorne beginnen. Besonders heikel ist die Zusammenführung von Katzen mit stressanfälligen gesundheitlichen Problemen, z.B. Herz- oder Nierenerkrankungen, wenn man ihnen den neuen Artgenossen nicht ersparen kann. Es gibt solche Fälle und Gründe.

Das Problem

Angesichts dieser Hürden bei der Therapie meiner Kundenkatzen stellte sich mir die Frage, wie man es schafft, dass Katzen sich tatsächlich als angenehme Mitbewohner kennenlernen. Tipps aus der Hundetherapie helfen kaum. Nur wenige Katzen lassen sich durch Geschirr und Leine sichern und selbst dann lässt ihre Folgsamkeit spätestens dann stark zu wünschen übrig, wenn sie vor einer fremden oder ungeliebten Artgenossin steht. Auch die Arbeit mit einer gut trainierten Therapiekatze würde kaum helfen, weil es i.d.R. um die Vergesellschaftung zweier Individuen geht, die nicht beliebig austauschbar sind; von der Reise einer Katze ins Domizil der anderen ganz zu schweigen.
Und wie verhindere ich das gegenseitige "Hochschaukeln" von Emotionen und entsprechendem Verhalten, indem beide auf die Reaktion der jeweils anderen reagieren?
Also wie verhindere ich schlechte Erfahrungen, Rückschläge und viel Stress?

Die Lösung: der Spionspiegel

Diese Probleme kann man geschickt umgehen, indem sich die Katzen nicht gegenseitig sehen können, sondern nur eine die andere. Das Hilfsmittel meiner Wahl ist ein Spion- oder Einwegspiegel, auch Venezianischer Spiegel genannt. Den kennt jeder, der Krimis mag, aus dem Verhörraum oder der Gegenüberstellung von Verdächtigen und Zeugen: der Zeuge sieht die Verdächtigen, die ihrerseits haben nur ihre Spiegelbilder vor sich, den Zeugen sehen sie nicht.

Diese Methode ist geeignet für Katzen, die

  • sich ängstlich, eingeschüchtert oder unsicher verhalten,
  • starke Stressreaktionen zeigen (Erbrechen, Durchfall etc.),
  • gesundheitlich angeschlagen sind (Herz-, Nierenerkrankung, Blasenentzündung etc.)
  • sozial, aber sehr impulsiv sind, andere zutiefst einschüchtern, es aber nicht „ernst meinen“
  • alt und/oder krank sind (falls ein Platz als Einzelkatze keine Option ist)
  • bei mitfühlenden Haltern leben, die ihnen diese Veränderung erleichtern möchten.
Der Spionspiegel verhilft stressanfälligen Katzen zu einem friedlichen Eindruck von einer (neuen) Artgenossin. 

Spionspiegel mit Fenster- und Spiegelansicht

Nach mehreren Angriffen seiner früheren Freundin weigerte sich der schwarz-weiße Sam, Lucy anzuschauen, wenn sie ihn mit ihren Blicken fixierte; zu groß war die Angst vor einer neuen Attacke. Und Lucy konnte ihn nicht aus den Augen lassen. Die Ursache für ihre plötzliche Aversion ist übrigens – wie meistens in solchen Fällen – unbekannt. Dank Spionspiegel stand der systematischen Desensibilisierung und folgenden Gegenkonditionierung nichts mehr im Wege.

Einwand

Allerdings sollte der Spionspiegel nicht ohne gleichzeitige Therapie eingesetzt werden, denn ohne diese besteht die Gefahr, dass sich die Situation noch verschlimmert!

Ohne unsere Unterstützung ist es bei diesem Tool möglich, dass eine Katze die andere lange anstarrt und sich ihre Ablehnung dabei noch steigert, ohne dass die Bedrohte das bemerkt. Fatal ist, dass die Bedrohte ihrerseits eine freundliche Mitbewohnerin kennen lernt, weil diese die ungeliebte Beobachterin nicht sieht und sich friedlich verhält. In diesem Fall endet das erste Zusammentreffen ohne Trennung wahrscheinlich mit einer heftigen Attacke – und die Angegriffene erlebt einen umso stärkeren Schock, weil sie von der "Angreiferkatze" doch einen freundlichen Eindruck gewonnen hatte und nun schmerzlich enttäuscht wurde.

Außerdem besteht die Gefahr, dass man als Katzenhalter zu schnell vorangeht oder übersieht, dass eine Katze der anderen droht, oder dass sie sich noch nicht entspannt genug verhält, um einen Schritt im Therapieplan vorwärts zu gehen. Dann kann es auch bei dieser Methode zu unschönen Rückschlägen kommen und man muss wieder von vorne beginnen.

Ich empfehle deshalb dringend, den Spionspiegel nur mit Begleitung einer Katzenverhaltenstherapeutin einzusetzen.

Vor dem ersten ungesicherten Zusammentreffen hilft eine Testphase am Gitter zu beurteilen, wie beide Katzen wirklich aufeinander reagieren. Anschließend werden Therapieschritte wiederholt oder beide Parteien unter optimalen Bedingungen zusammengelassen.

Erste Erfolge

Diese neue Methode habe ich bisher erst bei wenigen Katzen eingesetzt. Es waren schwierige Kandidaten, die nicht oder nicht mehr in der Lage waren, sich gemeinsam friedlich in einem Raum aufzuhalten, weil eine die andere sofort heftig angriff und/oder eine sich nicht mehr aus ihrem sicheren Versteck traute. Über den Erfolg war ich selbst erstaunt. Nach wenigen Wochen Training waren die Auseinandersetzungen Geschichte, sowohl nach der Aufnahme einer neuen Katze zu einer herzkranken, als auch nach einem Schockerlebnis, das eine Katzenfreundschaft ins Gegenteil verwandelt hatte. Auch das Training selbst verlief erstaunlich friedlich, sehr zur Freude der beteiligten Menschen.

Die Trainingseinheiten stehen unter dem Motto „Hauptsache entspannt“. Dadurch sind sie auch für die Menschen sehr angenehm, zumal der Spionspiegel deutlich zur Entspannung beiträgt.

Dieses Tool eignet sich auch, um zu beurteilen, ob eine Katze überhaupt mit einer anderen auskommt, oder ob sich zwei vertragen. Und das ohne eventuelle Einschüchterung, mit minimalem Stress. Dadurch kann es m.E. auch in Tierheimen zum nervenschonenden Einsatz kommen.

Völlig stressfrei ist auch diese Methode nicht, weil nun einmal jede Zusammenführung für Katzen aufregend ist. Allerdings sind die Stresslevel bei einer guten Betreuung mit optimal gewählten Bedingungen sehr niedrig, ähnlich denen beim Clickertraining oder einem Denkspiel, die sehr gut unterstützend eingesetzt werden können.

Friedliches Zusammenleben durch Therapie am Spionspiegel

"Nach sieben Jahren haben sich meine Katzen plötzlich nicht mehr verstanden. Dank vieler Tipps, Gesprächen und Training, haben wir es geschafft, dass die zwei sich wieder akzeptieren und das Leben zusammen wieder funktioniert. Wir sind Birgit Rödder sehr dankbar für ihre Unterstützung."

Nicole K. aus E. mit Lucy und Sam.

 

Keine Aufregung mehr dank Therapie am Spionspiegel

"Insgesamt hat uns Birgit rund ein 3/4 Jahr begleitet. Wir haben zwei Katzen: Chanel und Merle. Chanel ist eine BLH aus dem Tierschutz, die sehr lange gebraucht hat, um aufzutauen und ihr neues zu Hause begeistert anzunehmen. Nach etwa einem Jahr gesellte sich dann Merle ebenfalls aus dem Tierschutz dazu, eine EKH, die noch ängstlicher und noch menschenscheuer war.
Birgit hat uns dann zunächst mit Merle geholfen, als diese aus dem Tierschutz zu uns kam. Merle verhielt sich katatonisch, vermutlich aufgrund einer Art post-traumatischer Belastungsstörung, und verbrachte den ganzen Tag in einem Karton – und das über Monate. Dank Birgits Unterstützung machten wir sehr schnell Fortschritte und konnten Merle aus diesem Zustand holen. Sehr bald ließ sie sich anfassen, streicheln und wir konnten weiter Vertrauen aufbauen, so dass als nächstes die Zusammenführung mit Chanel anstand.
Wie gesagt sind Merle und Chanel beides soziale, aber auch sehr unsichere Katzen. Chanel zeigte sich anfangs sehr eifersüchtig und ist außerdem chronisch herzkrank. Daher war uns eine langsame, ruhige und steuerbare Zusammenführung wichtig.
Hier kam für uns daher nur die von Birgit entwickelte Methode in Frage. Diese Technik braucht etwas handwerkliche Vorbereitung, ist danach aber einfach anzuwenden. Man braucht ein- bis zweimal täglich jeweils 10 bis 15 Minuten. Für die Katzen ist sie absolut stressfrei, denn sie haben jederzeit die Möglichkeit sich rauszunehmen, wenn es ihnen zu viel wird. Durch die tolle und enge Begleitung von Birgit ist die Methode auch für Katzen-Einsteiger geeignet, die noch nicht lange Katzenerfahrung haben und/oder erstmalig zwei Katzen zusammenbringen möchten.
Inzwischen teilen Merle und Chanel sich die Wohnung. Manchmal ist Chanel noch etwas futterneidisch, aber vor allem Merle genießt die Katzen-Gesellschaft.
Wir können Birgits Methode und Begleitung uneingeschränkt empfehlen."

Daniel & Hanne aus O. mit Chanel und Merle.

Wenn auch Sie Hilfe brauchen, z.B. bei einer Zusammenführung, helfe ich Ihnen gerne!
Das gilt auch für KollegInnen, die mehr Infos über diese Methode erfahren möchten.

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