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Unverträglichkeit mit Artgenossen

Hauskatzen sind in der Lage, friedlich miteinander zu leben und sogar derart gute Freunde zu sein, dass sie lange trauern, nachdem sie ihren Lebenspartner verloren haben. Leider kenne ich bei Katzen auch völlig entgegengesetzte Einstellungen: sie bekämpfen sich bis aufs Blut, wenn sie sich nicht aus dem Weg gehen können.

Kämpfende Katzen

Störanfällige Beziehungen

Hintergrund dieser sehr unterschiedlichen Katze–Katze-Beziehungen ist v.a. Vertrauen in die Friedlichkeit des anderen. Katzen können großes Zutrauen aufbauen, wenn sie zueinander passen, die gleichen Vorstellungen von einem guten Spiel haben und das Bedürfnis des anderen nach Ruhe respektieren. Aber das Sozialverhalten von Hauskatzen ist noch nicht so ausgereift wie das von Hunden, Pferden und anderen gruppenlebenden Tieren.

Es gibt Katzen, die sich nicht mit ihresgleichen vertragen, denen es nicht leicht fällt, eine neue Mitbewohnerin zu akzeptieren. Bei ihnen besteht die Gefahr, dass der Start in eine Katzen-WG unter keinem guten Stern steht. Wenn die Neue z.B. vor lauten Geräuschen oder vielen Menschen, die für sie ungewohnt sind, flieht – und von der "Alten" verfolgt wird. Und je häufiger das geschieht, desto schlechter stehen die Chancen für eine gute Beziehung. Allerdings ist bei Katzen der erste Eindruck enorm wichtig oder sogar entscheidend, der Start sollte also möglichst positiv verlaufen.

Achtung: Probleme zwischen Katzen werden nicht mit Strafen gelöst! Also nicht schimpfen, keine Blumenspritze oder andere negativen Einflüsse, v.a. nicht während der Zusammenführung!
 

Schock und Vertrauensbruch

Weil ihr Sozialverhalten noch in den Kinderschuhen steckt, kann sich eine Beziehung zwischen zwei Katzen auch so zerbrechlich erweisen, dass eine unangenehme Erfahrung sie deutlich belastet. Manchmal reicht ein einziges schockierendes Erlebnis aus, das Vertrauen in die bisherige Freundin von jetzt auf gleich zu zerstören. Das kann ein fremder Hund zu Besuch sein oder ein anderer Stressor, der eine der Katzen zutiefst erschreckt. Sie ergreift mit gesträubtem Fell die Flucht, rennt zufällig auf die Mitbewohnerin zu, die sich ihrerseits attackiert fühlt und gegen die vermeintliche Angreiferin wehrt. Das wiederum schockiert die Fliehende und schon prügeln sich beide, dass die Fellbüschel fliegen. Das habe ich bei meinen eigenen Katzen Leon und Christa erlebt.

Oder eine Katze sieht durchs Fenster eine Artgenossin im Garten, möchte sie gerne vertreiben, kann aber nicht zu ihr und richtet die aufgestaute Wut gegen die Mitbewohnerin, die zufällig vorbeikommt. Diese Entwicklung kenne ich von Kundenkatzen. Auch hier muss man von einem Schockerlebnis ausgehen, zumindest bei dem „Prügelknaben“.

Erlernte emotionale Reaktionen

Es gibt unzählige Ursachen – und oft genug hat man sie gar nicht miterlebt –, die zu einem plötzlichen Bruch der Beziehung führen können. Dahinter steckt ein eigentlich einfaches Lernphänomen, die Konditionierte Emotionale Reaktion (CER). Und die Tatsache, dass alle Lebewesen schlechte Erfahrungen vermeiden wollen und (auch voreilig) einen "Schuldigen" suchen – die Grundlage auch von menschlichem Aberglauben. Die Katzen verknüpfen das traumatische Ereignis mit der Artgenossin, ob sie „Schuld“ hat oder nicht. Und weil sich das Erlebte so stark von den früheren Erwartungen an sie unterscheidet, sitzt der Schock oft tief und wird nicht so schnell vergessen.

Expertentipp 1: Ein Schockerlebnis kann sich wieder legen, wenn die Katzen zur Ruhe kommen, bevor sie sich wieder begegnen. Oft reichen ein paar Stunden in getrennten Zimmern und ein anschließendes Zusammenkommen in einer positiven Situation, z.B. mit leckerem Futter, um die Beziehung wieder zu kitten.
 

Massiv gestörte Beziehung

Bei einem heftigen Schock oder wiederholten Angriffen kommt es aber nicht selten zum Posttraumatischen Stresssyndrom (PTSD). Darunter können nicht nur Menschen leiden, sondern auch Wild- und Haustiere, wie eine wissenschaftlichen Studie ergab. Bei Katzen ist dieses Phänomen auch als umgerichtete Aggression bekannt, die aber nur einen der möglichen Hintergründe beschreibt.

Das Posttraumatische Stresssyndrom bei der Katze ist gekennzeichnet durch:

  • plötzliche Angriffe gegen eine frühere Freundin oder Mitbewohnerin, die
    • schnell zu festen Rollen als "Angreiferkatze" und "Opferkatze" führen,
    • da sie ausgesprochen heftig sind und
    • immer wieder auftreten, sobald die "Feindin" ins Blickfeld kommt
    • in Mobbing ausarten können;
  • Furcht der "Opferkatze", die
    • sich versteckt
    • bestimmte Räume oder Zonen von Haus oder Wohnung meidet
    • und dadurch immer mehr "Rechte" verliert, diese Zonen zu betreten.
  • Beide Katzen reagieren also meist schon agonistisch auf den Anblick der anderen, d.h. eine mit Auflauern und Angriff, die andere mit Vermeiden und Flucht, spätestens aber, wenn sie dieses "unfreundliche" Verhalten der anderen erkennen.

Leider treten dann oft unangenehme Folgen auf, wie Harnmarkieren, „Unsauberkeit“ (die „Opferkatze“ traut sich nicht mehr aufs Klo), Depression und andere Stressreaktionen incl. Erkrankungen z.B. von Niere, Magen/Darm, Haut etc.

Und je häufiger sich die Katzen "bekriegen", desto stärker setzt sich bei beiden die Erkenntnis fest, dass die andere eine "Feindin" ist. Es wird auch für die menschliche Bezugsperson immer schwieriger, die alte gute Beziehung wiederherzustellen.

Deshalb ist es wichtig, früh genug zu reagieren! Denn die Beiden machen das nicht unter sich aus, wie oft behauptet wird, jedenfalls nicht in unserem, einem friedlichen Sinn.

Expertentipp 2: Kommt es immer wieder zu Reibereien, kann nach der Trennung (siehe Tipp 1) ein Neustart durch ein Gitter helfen, z.B. in einem Türrahmen. Eine Gittertür verhindert Angriffe und erlaubt positive Erfahrungen, die Beziehung verbessert sich.

Denkbar schlechte Chancen auf ein friedliches Zusammenleben gibt es allerdings bei einer Katze, die

  • noch mit keiner Artgenossin ausgekommen ist
  • charakterlich absolut nicht mit der Mitkatze zusammenpasst (v.a. Aktivität und Selbstsicherheit gegenüber Katzen)
  • sich nicht gut mit der anderen verträgt, wenig Platz vorhanden ist und beide lange allein sind.

In diesen Fällen empfehle ich meistens, eine Katze abzugeben. Dadurch erspart man allen Beteiligten enormen Stress und Beschwerden. Denn auch die beste Therapie hilft nicht, wenn beide Parteien partout nicht zueinander passen und Drohen, Mobben, Jagen, Verstecken etc. überhand nehmen.

Lassen Sie sich unterstützen

Für den Zweifelsfall gibt es allerdings Katzenverhaltensberater und -therapeuten, die weiterhelfen. Experten kennen geeignete Methoden, wie man die Meinung der Katze über die andere, oder die Meinungen beider, positiv beeinflussen kann. Und sie kennen sich mit dem Ausdrucksverhalten von Katzen aus und wissen, wann man wie reagieren muss; hier entscheidet oft eine einzige Sekunde über Erfolg oder Misserfolg. Mit ihrer Hilfe steigen die Chancen auf gute Beziehungen oder eine Verbesserung enorm.

Nach einer genauen Analyse der Persönlichkeiten und Beziehungen wird ein geeigneter Trainingsplan aufgestellt, durch den die Katzen wieder zusammenfinden und das frühere Vertrauen wieder aufgebaut wird. Die menschlichen Bezugspersonen führen natürlich die Trainingseinheiten durch, sie haben den besten Zugang zu den Katzen – und besitzen ihr Vertrauen. Aber ein Profi begleitet am besten die Wieder-Zusammenführung. Bei einem engmaschigen Austausch und unterstützt durch Videoclips können die Trainingsschritte immer wieder an Verhalten und Emotionen der Katzen angepasst werden, die sich im Laufe der Zeit verändern.

Ich helfe Ihnen gerne.

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