Felidae
Die wilde Verwandtschaft der Hauskatzen besteht aus faszinierenden Geschöpfen. Die meisten zählen zu den bedrohten Tierarten, viele kennen wir erst oberflächlich.
Felidae – Familie der Katzen
Katzen zählen zu den Raubtieren (Carnivora). Die meisten leben außerhalb der Fortpflanzung als Einzelgänger. Ausnahmen sind Löwen und gelegentlich Geparde, die auch Gruppen bilden. Vor allem die kleinen Vertreter sind weitgehend nacht- und dämmerungsaktiv und auch deshalb nicht leicht zu beobachten.
Katzen sind – stärker als Hunde – reine Fleischfresser und ziehen lebende Beute dem Aas vor. Als Ansitz- oder Lauerjäger überraschen sie die meist kleineren Beutetiere, einige der großen Katzen sind bei Bedarf Hetzjäger, v.a. der Gepard.
Alle Katzen brauchen große Lebensräume. Nur wenige, z.B. Leoparden, halten sich auch in der Nähe von Menschen auf und werden nur selten, wie in Mumbai, Indien, toleriert. Die meisten Arten sind in ihrem Bestand gefährdet, einige kurz vor der Ausrottung. Gründe sind v.a. Verlust ihres Lebensraums, Konflikte mit Nutztierhaltern, Pelzhandel oder Gebrauch in der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Trotz enormer Größenunterschiede (1,6 kg bei der Schwarzfußkatze bis zu 260 kg beim Tiger) weisen sie ein recht einheitliches, weitgehend hauskatzenähnliches Erscheinungsbild auf:
Gewölbte Stirn und kurze Schnauze, nackter Nasenspiegel, große und nach vorne gerichtete Augen (mit reflektierendem Augenhintergrund, dem Tapetum lucidum).
Katzen sind Zehengänger, die Hinterfüße mit 4 Zehen, Vorderfüße mit 5 (im Trittsiegel 4). Die langen und gebogenen Krallen sind im Ruhezustand völlig eingezogen und werden durch Muskelarbeit ausgefahren (bei Gepard, Flachkopfkatze und Fischkatze nur teilweise einziehbar).
Verbreitung
Weltweit außer Australasien und die Polarregionen.
Systematik
Die heute lebenden Katzen werden gelegentlich in zwei Unterfamilien aufgegliedert, die Pantherinae (Großkatzen) und Felinae (Kleinkatzen), aufgrund einiger morphologischer Merkmale, z.B. den Bau des Kehlkopfes. Die Großkatzen mit ihren langen, kräftigen und elastischen Stimmlippen können brüllen, jedoch nur beim Ausatmen schnurren, allerdings außer Schneeleopard und Nebelparder. Die Kleinkatzen mit ihren kleineren und einfacher strukturierten Stimmlippen können nicht brüllen, dafür "hauskatzentypisch" beim Aus- und Einatmen schnurren.
Die moderne systematische Ordnung stützt sich auf morphologische, molekulargenetische und biogeographische Untersuchungen sowie Verhalten, Ökologie und Fortpflanzung. Die Cat Classification Task Force (CCTF) der IUCN (International Union for Conservation of Nature) hat Ende 2017 eine revidierte Taxonomie der Felidae herausgegeben, die ich hier zusammenfasse. Neben den beiden Unterfamilien sind 8 Linien, 14 Gattungen, 41 Arten und 77 Unterarten (hier nicht erwähnt) aufgeführt, allerdings nicht alle eindeutig, es herrscht weiterhin großer Forschungsbedarf.
Klasse: Mammalia (Säugetiere)
Unterklasse: Eutheria (Höhere Säugetiere)
Ordnung: Carnivora (Raubtiere)
Überfamilie: Aeluroidea (= Feloidea, Katzenartige)
Familie: Felidae (Katzen)
Unterfamilie Pantherinae
- Pantheralinie
- Panthera
- P. leo (D: Löwe; E: Lion)
- P. pardus (D: Leopard, Panther; E: Leopard, panther)
- P. onca (D: Jaguar; E: Jaguar)
- P. tigris (D: Tiger; E: Tiger)
- P. uncia (D: Schneeleopard, Irbis; E: Snow leopard, ounce)
- Neofelis
- N. nebulosa (D: Festland-Nebelparder; E: Mainland clouded leopard)
- N. diardi (D: Sunda-Nebelparder; E: Sunda clouded leopard)
- Panthera
Unterfamilie Felinae
- Borneokatzenlinie
- Catopuma
- C. temminckii (D: Asiatische Goldkatze; E: Asiatic golden cat, Temminck’s golden cat)
- C. badia (D: Rot-/Gold-/Borneokatze; E: Bay cat, borneo bay cat)
- Pardofelis
- P. marmorata (D: Marmorkatze; E: Marbled cat)
- P. marmorata (D: Marmorkatze; E: Marbled cat)
- Catopuma
- Karakallinie
- Caracal
- C. caracal (D: Karakal, Wüstenluchs; E: Caracal)
- C. aurata (D: Afrikanische Goldkatze; E: African golden cat)
- Leptailurus
- L. serval (D: Serval, Servalkatze; E: Serval)
- L. serval (D: Serval, Servalkatze; E: Serval)
- Caracal
- Ozelotlinie (Pardelkatzen)
- Leopardus
- L. geoffroyi (D: Sand-/Kleinfleckkatze; E: Geoffroy’s cat)
- L. guigna (D: Nachtkatze, Chilenische Waldkatze, Kodkod; E: Guiña, kod-kod)
- L. tigrinus (D: Nördliche Tiger-/Ozelotkatze; E: Northern tigrina, oncilla)
- L. jacobita (D: Berg-/Andenkatze; E: Andean mountain cat)
- L. colocola (auch colocolo; D: Pampaskatze; E: Pampas cat)
- L. guttulus (D: Südliche Tiger-/Ozelotkatze; E: Southern tigrina)
- L. wiedii (D: Baumozelot, Langschwanzkatze, Margay; E: Margay)
- L. pardalis (D: Ozelot; E: Ocelot)
- Leopardus
- Luchslinie
- Lynx
- L. pardinus (D: Pardelluchs, Iberischer Luchs; E: Iberian lynx)
- L. lynx (D: Nordluchs, Eurasischer Luchs; E: Eurasian lynx)
- L. canadensis (D: Kanadaluchs; E: Canada lynx)
- L. rufus (D: Rotluchs, Luchskatze; E: Bobcat)
- Lynx
- Pumalinie
- Puma
- P. concolor (D: Puma, Berg-/Silberlöwe; E: Puma, cougar, mountain lion)
- Herpailurus
- H. yagouaroundi (D: Wieselkatze, Jaguarundi; E: Jaguarundi)
- Acinonyx
- A. jubatus (D: Gepard; E: Cheetah)
- A. jubatus (D: Gepard; E: Cheetah)
- Puma
- Bengalkatzenlinie
- Prionailurus
- P. bengalensis (D: Leopard-/Bengalkatze; E: Leopard cat)
- P. javanensis (D: Sundakatze; E: Sunda leopard cat)
- P. viverrinus (D: Fischkatze; E: Fishing cat)
- P. planiceps (D: Flachkopfkatze; E: Flat-headed cat)
- P. rubiginosus (D: Rostkatze; E: Rusty-spotted cat)
- Otocolobus
- O. manul (D: Manul, Pallaskatze; E: Pallas’s cat)
- O. manul (D: Manul, Pallaskatze; E: Pallas’s cat)
- Prionailurus
- Hauskatzenlinie
- Felis
- F. lybica forma catus (Hauskatze); engl: F. catus (domestic/feral cat)
- F. silvestris (D: Europäische Wildkatze, Waldkatze; E: European/caucasian wildcat)
- F. lybica (D: Nubische Falbkatze, Asiatische Wildkatze; E: African wildcat, indian desert cat)
- F. bieti (D: Grau-/Gobikatze; E: Chinese steppe cat)
- F. margarita (D: Sandkatze; E: Sand cat)
- F. nigripes (D: Schwarzfußkatze; E: Black-footed cat)
- F. chaus (D: Rohrkatze, Sumpfluchs; E: Jungle cat, swamp cat)
- Felis
Nubische Falbkatze
Felis lybica Forster, 1780
D: Nubische Falbkatze, Asiatische Wildkatze; E: African wildcat, Indian desert cat; F: Chat ganté, chat sauvage d’Afrique, chat orné, chat sauvage d’Asie; Sp: Gato silvestre, gato montés.
Falbkatzen aus dem Vorderen Orient (Mesopotamien) sind die Vorfahren der Hauskatzen.
Vorkommen
Steppen und Halbwüsten Afrikas, der Arabischen Halbinsel bis Südwest-Asien sowie die Mittelmerinseln Kreta, Sardinien und Sizilien.
Besonders gefährdet durch häufige Einkreuzungen von Hauskatzen; reinrassige Falbkatzen werden immer seltener.
Lebensraum
Halbwüsten, Steppen und Savannen Afrikas und Asiens, nicht in zentralen Bereichen der Sahara, tropischen Regenwäldern und Gebirgszonen.
Erscheinung
schlanker, hochbeiniger als die durchschnittliche Hauskatze, Streifenmuster meist nur an Extremitäten und Kopf deutlich, sonst verwaschen.
Schutzstatus
Rote Liste der IUCN: nicht gefährdet, da sie sehr weit verbreitet ist,
Washingtoner Artenschutzübereinkommen Anhang II,
EG-Verordnung Anhang A,
FFH-Richtlinie Anhang IV,
besonders bzw. streng geschützt nach Bundesnaturschutzgesetz Anhang s,
Höchstschutz seit 01.06.1997
Unterarten
Die Systematik der Kleinkatzen ist noch immer umstritten. Auch die Schreibweise des Artzusatzes der Nubischen Falbkatze ist unklar, sie wird auch – korrekt geschrieben – als Felis libyca bezeichnet. Die falsche Schreibweise (lybica) hält sich, weil der Erstbeschreiber der Art, Georg Forster, im Jahr 1780 Beschreibung und Artname F. lybica veröffentlicht hatte. In einem solchen Fall ist eine Änderung in Richtung der korrekten Schreibweise zwar zulässig, es sei denn, die falsche Schreibweise wird in weiteren wissenschaftlichen Studien beibehalten. Und das ist hier der Fall.
Viel verwirrender sind aber die Verwandtschaftsverhältnisse der Katzen innerhalb der Gattung Felis. Zwischenzeitlich sah man die Verwandtschaft von Falbkatze (lybica), Steppenkatze (ornata), Graukatze (F. bieti) und Europäische Wildkatze (silvestris) so eng, dass man sie zu Unterarten "degradierte". Dann wird als Artname die zuerst beschriebene Art festgelegt, das ist silvestris. Dadurch wurden aus Arten Unterarten und zwar F. silvestris lybica, F. silvestris ornata und F. silvestris bieti. Neueste, molekulargenetische Untersuchungen weisen allerdings darauf hin, dass F. lybica doch eine Schwesterart von F. silvestris und F. bieti ist (sowie weiteren Felis-Arten). Alles klar? Die Katzen interessiert es nicht, an den Grenzen ihrer Verbreitungsgebiete verpaaren sie sich miteinander und bekommen gesunden Nachwuchs.
Als valide (gültige) Unterarten der F. lybica gelten derzeit:
- F. lybica lybica Forster, 1780
- F. lybica ocreata Gmelin, 1791
- F. lybica haussa Thomas & Hinton, 1921
- F. lybica foxi Pocock, 1944a
- F. lybica rubida Schwann, 1904
- F. lybica ugandae Schwann, 1904
- F. lybica tristrami Pocock, 1944b
- F. lybica iraki Cheesman, 1921
- F. lybica gordoni Harrison, 1968
- F. lybica nesterovi Birula, 1917
- F. lybica reyi Lavauden, 1929
- F. lybica cretensis Haltenorth, 1953
- F. lybica jordansi Schwarz, 1930
- F. lybica cafra Desmarest, 1822
- F. lybica mellandi Schwann, 1904
- F. lybica griselda Thomas, 1926
- F. lybica ornata Gray, 1830
- F. lybica caudata Gray, 1874
- F. lybica chutuchta Birula, 1917
Merkmale
Maße: Kopf-Rumpf-Länge: 55-80 cm, Schwanz: 25-40 cm, Schulterhöhe: 25-35 cm.
Gewicht: Weibchen 3,5-4 kg, Männchen durchschnittlich 5 kg.
Fell: Färbung variiert je nach Herkunft: Grundfarbe von rotgrau oder fahlgelb zu fahlgrau (in trockenen Gebieten hellere Individuen, in feuchteren Gebieten dunklere), Aalstrich dunkler, Bauch und Halsunterseite gelblich bis weißlich; Streifenzeichnung am Körper verwaschen, auch in kleine Flecke aufgelöst, an den Beinen deutlich, besonders Unterarme mit zwei schwarzen Querbinden.
Kopf: Nasenspiegel rosa, zwei ockerfarbene bis schwarze Wangenstreifen, 4-6 Nackenstreifen.
Augen: Iris grüngelb, Pupillen verengen sich zu vertikalen Schlitzen.
Ohren: groß, spitz, mit angedeuteten Ohrpinseln, Rückseite rötlich bis rotbraun.
Beine: etwas länger als die einer Hauskatze; deutliche Streifenzeichnung, besonders Unterarme mit zwei schwarzen Querbinden; Fußsohlen schwarz.
Schwanz: Schwanz lang und spitz endend, mit meist drei geschlossenen schwarzen Ringen vor schwarzer Schwanzspitze.
Europäische Wildkatze
Felis silvestris Schreber, 1777
D: Europäische Wildkatze, Waldkatze; E: European wildcat, Caucasian wildcat; F: Chat forestier, chat sauvage d’Europe, chat sylvestre; Sp: Gato montés, gato silvestre.
Vorkommen
europäische Mittelgebirge (außer Skandinavien) bis in die Mongolei, Schottland, Korsika, Balearen.
Deutschland: Harz, Solling, Kaufunger Wald, Taunus, Eifel, Hunsrück und Pfälzer Wald.
Lebensraum
primär waldreiches Gelände ohne allzu lange und hohe Schneelagen, mit ausreichend trockenen und warmen Unterschlüpfen, z.B. in hohlen Bäumen oder unter Baumwurzeln.
Erscheinung
ähnlich der Hauskatze, jedoch ist sie etwas größer, mit längeren Gliedmaßen als eine durchschnittliche Hauskatze, mit buschigerem Schwanz und stumpfem Schwanzende.
Schutzstatus
Rote Liste der IUCN: nicht gefährdet, da sie sehr weit verbreitet ist,
Washingtoner Artenschutzübereinkommen Anhang II,
EG-Verordnung Anhang A,
FFH-Richtlinie Anhang IV,
besonders bzw. streng geschützt nach Bundesnaturschutzgesetz Anhang s,
Höchstschutz seit 01.06.1997
Anmerkung
Die Systematik der Altweltkatzen (Gattung Felis) ist noch immer umstritten. Auch in den letzten Jahren ergaben sich Änderungen ihres taxonomischen Status, 2008 stuften Discroll et al. (2007) Falb-, Steppen- und Graukatzen als Unterarten der F. silvestris ein, auch da sie sich untereinander und mit der Hauskatze (als Abkömmling der Falbkatze) verpaaren und fruchtbare Nachkommen hervorbringen. Neueste Erkenntnisse, v.a. molekulargenetischer und biogeographischer Art, weisen jedoch darauf hin, dass es sich jeweils um abgrenzbare Arten handelt. Aktuell geht man von drei Unterarten der Waldkatze aus:
- Felis silvestris silvestris Schreber, 1777
- Felis silvestris caucasica Satunin, 1905
- Felis silvestris grampia Miller, 1907
Merkmale
Maße: Kopf-Rumpf-Länge: 55-80 cm, Schwanz: 25-40 cm, Schulterhöhe: 25-35 cm.
Gewicht: Weibchen 3,5-4 kg, Männchen durchschnittlich 5 kg.
Fell: dicht mit wolligem Unterhaar, längere Grannenhaare als Hauskatze; Färbung variiert je nach Herkunft: Grundfarbe gelblichgrau, Rücken dunkler, Unterseite cremefarben; Kehle, Brust und Bauch mit weißen Partien; deutlicher Rückenstreifen (Aalstrich) von Schulter bis mindestens Schwanzansatz, an den Körperseiten verwaschene Streifenzeichnung, auf den Beinen schwarze Querstreifen.
Kopf: etwas breiter als der einer Hauskatze, Nasenspiegel rosa, deutliche schwarze Streifen auf Stirn, Wangen und Hals.
Augen: Iris grüngelb.
Ohren: kleiner als die einer Hauskatze, spitz, mit angedeuteten Ohrpinseln.
Beine: etwas länger als die einer Hauskatze, Fußsohlen schwarz.
Schwanz: höchstens halbe Kopf-Rumpf-Länge, dick und dicht behaart, die letzten schwarzen Ringe geschlossen und nicht miteinander verbunden, Schwanzspitze stumpf endend und schwarz.
äußere Geschlechtsunterschiede: Männchen oft deutlich größer als Weibchen und mit breiterem Kopf (Backen).
Jungtiere: deutlichere Streifenzeichnung (ähnlich Hauskatze); Schwanz spitz zulaufend.