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Wie man die Katze von Zecken befreit, oder von anderen Wirten incl. Mensch, und einem Befall vorbeugt

Zecken sind seit einiger Zeit fast ganzjährig unterwegs, aber von Frühjahr bis Herbst sind sie besonders aktiv. In Deutschland gibt es etwa 20 Arten, die eines gemeinsam haben: Sie quälen auch Katzen mit Juckreiz und übertragen eine Reihe übler Krankheitserreger. Die Larven des Gemeinen Holzbocks (Ixodes ricinus), der häufigsten Zeckenart hierzulande, saugen 2-4 Tage lang, erwachsene Weibchen gut eine Woche lang. Da ist es gut zu wissen, wie man die Plagegeister los wird, wie man sie möglichst vollständig von/aus der Katze entfernt und ein Festsetzen verhindert.

Vollgesogene Zecke

Mittlerweile habe ich über 55 Jahre Erfahrung mit Zecken und sicher Tausende von ihnen aus meiner Haut oder der von diversen Tieren gezogen. Und sicher noch mehr abgegriffen, während sie auf der Suche nach einem geeigneten Essplatz auf mir oder jemand anderem herumkrabbelten. Meine Erfahrungen möchte ich gerne teilen, denn es gibt einige wichtige Aspekte, die zur erfolgreichen, d.h. vollständigen, Entfernung dieser Spinnentiere beitragen, also incl. Mundwerkzeuge.

Auf ausführliche Informationen über von Zecken übertragene Krankheiten verzichte ich hier, diese sind ausführlich z.B. im ATN-Blog beschrieben.

Die Angaben beziehen sich auf alle Lebewesen, die Zecken tragen, wegen meines Steckenpferdes stehen hier allerdings Katzen im Vordergrund. Bei ihnen finden wir festsitzende Zecken i.d.R. nur im Bereich von Kopf, Hals und ggf. Schulter und Brust, ihren restlichen Körper befreien sie selbst von den Quälgeistern. Nur bei Leon habe ich einmal eine Zecke am After gefunden und entfernt.

Entfernung der Zecke

Nicht an der Zecke piddeln, sie ärgern oder sonstwie tätscheln

Jede Manipulation erhöht die Gefahr, dass die Zecke sich mit den Widerhaken ihres Stechrüssels (Hypostom) noch fester im Wirt verankert, so dass dieser Teil beim Zeckenziehen abgerissen wird. Das ist nicht tragisch, das Hypostom stößt der Körper i.d.R. nach 1-2 Wochen von selbst ab und wird wie eine kleine Kruste abgekratzt oder -gerieben. Aber man möchte das Tierchen doch lieber vollständig loswerden. Dabei hilft ein Überraschungsangriff. Das Freilegen im Fell interessiert Zecken offenbar nicht, aber auf Berührungen sollte man möglichst verzichten, bis es ernst wird.

Die Katze in einen entspannten Zustand bringen oder darauf warten, dass sie sich genüsslich kraulen lassen möchte

Man braucht bei dicht behaarten Tieren etwas Zeit, um den Parasiten genau zu lokalisieren, die Haare zu scheiteln und die Zecke freizulegen, um sie fassen zu können. Nicht jede Katze lässt die Prozedur jederzeit still über sich ergehen, auch wenn sie nur wenige Sekunden dauert. Zur Schmusezeit lässt sich das Entfernen hervorragend und ohne Gegenwehr in kurze Krauleinheiten unterbringen.

Perfekt gelingt es, wenn man die nötigen Handgriffe ohne Zecke übt, also nur die Konzentration auf eine bestimmte Stelle am Katzenkörper, denn viele Katzen und Hunde werden dann misstrauisch. Ein paar Übungen später incl. "Bearbeiten" mit beiden Händen, also Fell scheiteln und leicht kraulen.

Zeckenhaken einsetzen

Viele Jahrzehnte benutzte ich meine Finger und -nägel, sehr erfolgreich, allerdings muss man gehörigen Zug auf die Haut ausüben, bis die Zecke sich löst, und reißt bei Haustieren auch ein mehr oder weniger großes Fellbüschel aus. Katzen finden das eher abstoßend. Sie tolerieren es noch, wenn man sie mit einem eindeutigen Signal vorwarnt und anschließend belohnt, zumindest durch ausgiebiges Loben und Kraulen der jetzt zeckenlosen Stelle. Mit Zeckenpinzette und -karte kam ich persönlich nicht gut zurecht, oft blieben die Mundwerkzeuge in der Haut. Und einige Hausmittel wie Beträufeln mit Öl oder Alkohol wirken nicht, verschlimmern die Situation eher.

Zeckenhaken

Mein ultimativer Tipp ist der Zeckenhaken. Es gibt ihn im Doppelpack, d.h. zwei Größen für unterschiedlich große Zecken. Man schiebt den Haken direkt an der Haut unter deren Körper, fädelt also die Mundwerkzeuge in den Spalt – und dreht den Haken. Nach 3-5 Umdrehungen löst sich die Zecke wie von selbst, ohne Ziehen oder ähnliche unangenehme Nebenwirkungen. Der Effekt ist kurios, schließlich haben die Mundwerkzeuge kein Gewinde und schwindelig wird der Zecke bestimmt auch nicht, aber es funktioniert. Auch wenn einige wenige Haare dran glauben müssen, reagieren ruhende Katzen oft gar nicht auf diese Art des Zeckenziehens und genießen weiteres Streicheln und Kraulen. Man braucht nur ein wenig Übung, damit die Zecke während des Drehens nicht aus dem Haken rutscht.

Damit die Katze den Einsatz des Hakens toleriert, sollte sie ihn erst kennen lernen und als ungefährlich einstufen. Man zeigt ihn der Katze, sie darf auch hineinbeißen, Spiel würde ich nicht unterstützen, d.h. sie nicht ermutigen oder anstacheln. Wenn man ihr mit dem Haken in der Hand durchs Fell streichen kann, steht dem ersten Einsatz nichts mehr im Wege.

Entsorgen

Obwohl ich persönlich Zecken als Bestandteil unserer Fauna akzeptiere, sind sie Parasiten, die mehrere Krankheitserreger (über)tragen können. Am besten ist es deshalb, sie umzubringen. Wandernde, also nüchterne Zecken tötet man schnell durch ca. zwei Sekunden in einer offenen Flamme, z.B. ein Feuerzeug. Anschließend können sie in Restmüll oder Kompost – die Krankheitserreger sind durch die große Hitze ebenfalls deaktiviert.

Zecken, die schon Blut gesaugt haben, explodieren allerdings in der Flamme und sind dann nicht mehr auffindbar. Da nichts auf der Welt wirklich verschwindet, bleibt die Frage, wohin ihre Bestandteile geflogen sind, v.a. wenn man Kopf und Hände in der Nähe hatte. Besser eignet sich Zerquetschen zwischen großen flachen Steinen oder ein kurzes "Bad" in Alkohol (mind. 40%) oder Desinfektionsmittel. Von einer "Seebestattung" in der Toilette raten Experten ab, weil Zecken erstaunlich lange die Luft anhalten und in der Kanalisation überleben und ihre Eier ablegen können.

Prophylaxe

Katzenstreicheln ist eine gute Maßnahme, um wandernde Zecken zu finden. Man spürt sie als kleine Fremdkörper auf dem ansonsten glatten Fell. Man braucht meist die Fingernägel, um sie zu entfernen, weil Zecken auch perfekt daran angepasst sind, sich in dichtem Haar festzuhalten. Anschließend bringt man sie wie oben beschrieben zur Feuerbestattung.

Diverse ätherische Öle sollen Zecken fernhalten – und andere Plagegeister, z.B. Mücken. Empfohlen wird, Kokosöl bzw. die darin enthaltene Laurinsäure, Schwarzkümmelöl, Zitroneneukalyptusöl oder Teebaumöl ins Fell der Katze zu reiben.

Aber Achtung: Teebaumöl kann eine Katze töten!

Und die anderen Öle eignen sich evtl. für einen Selbstversuch – am Menschen –, sind v.a. bei Katzen aber mit Vorsicht einzusetzen. Ätherische Öle haben einen starken Eigengeruch und wirken i.d.R. sehr abschreckend auf Katzen. Wenn Sie sich also bei der zweiten Anwendung mit Öl an den Händen der Katze nähern und sie fluchtartig das Weite sucht, wissen Sie Bescheid, dass dieses Mittel ein No-go ist. Und zwingen Sie der Katze solche Mittel niemals auf, denn sie müssen damit leben und es bei der Fellpflege ablecken.

Ebenfalls Erfolg verspricht Katzenminze  (Catnip), dessen Inhaltsstoffe Mücken und auch Zecken abwehren sollen. Und dessen Geruch immerhin 66% aller Katzen so sehr mögen, dass sie v.a. ihren Kopf daran reiben. Der Geruch ähnlich Katzenpipi verfliegt recht schnell, weshalb es an der eigenen Katze nicht wirklich stört. Und eigene Pflanzen im Garten bieten.

Wichtig: Verwenden Sie bei Katzen niemals synthetische Mittel zur Mücken- oder Zeckenabwehr für Menschen! Die darin enthaltenen Wirkstoffe sind giftig, v.a. wenn man sie oral aufnimmt wie Katzen beim Putzen ihres Fells.

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